Die Lancia Gamma feiert Geburtstag!
Wir schreiben das Jahr 1970. Die Firma Lancia ist nicht mehr eigenständig, sondern gehört nun schon seit einem Jahr dem Turiner Gigant Fiat. Wird aber als unabhängiger Autohersteller weitergeführt.
Auch für die kranke französische Firma Citroen zeigt Fiat großes Interesse und beginnt schon 1968 mit einer sehr engen Kooperation. Die ersten Aufgaben bei Lancia unter der Fiat – Regie sind kosmetische Retuschen am bestehenden Lancia-Programm. Doch dann verfolgen Sergio Camuffo und Fiat ein ehrgeizigeres Ziel, nämlich ein neues Auto auf die Räder zu stellen. Die Idee für die Lancia Beta war geboren. Doch es fehlt eine „große“ Lancia, eine Flaminia Nachfolgerin. Die Lancia Gamma also. Diese soll nun aus der Kooperation mit Citroen entstehen. Als Basis dient der Austausch von technischen Komponenten, denn Citroen hat zu diesem Zeitpunkt schon mit seinem CX-Projekt begonnen. So beginnt 1970 Sergio Camuffo mit seinen Lancia-Technikern, einige Citroen-Merkmale im Gamma-Konzept zu verwirklichen. Hydropneumatische Hinterachsaufhängung des CX sowie einige gemeinsame CX-Bodengruppenteile werden verwendet. Doch 1972 beendete die französische Regierung durch eine Intervention die Zusammenarbeit zwischen Turin und Paris. Übrig bleiben einige Gamma-Typen mit hydropneumatische Federung und zwei verlorene Jahre. Sergio Camuffo und seine Mannschaft stehen jetzt vor einem Neubeginn. Das grundlegende Konzept der italienisch-französischen Kooperation wird aber beibehalten und die Citroen-Komponenten werden gegen Beta-ähnliche Konstruktionen ausgetauscht. Die Hinterachsaufhängung sowie ein ähnliches Layout des Vorderwagens mit McPherson-Federbeinen und Hilfsrahmen werden von der 1972 in Turin debütierten Lancia Beta übernommen. Doch die verlorenen Jahre können nicht mehr aufgeholt werden. Im Gegenteil, die gescheiterte Beziehung bedeutet für das Lancia-Team eine weitere zweijährige Verzögerung. Für die Antriebseinheit entscheidet sich Lancia für einen Vierzylinder-Boxermotor, da er gute Drehmoment- und Leistungseigenschaften verspricht. Dieser wird im Gegensatz zur Beta längs eingebaut und treibt die Vorderräder an. Doch aufgrund der Verzögerungen bei der Entwicklung des Fahrgestells und der Karosserie ist der Zeitdruck so hoch, dass die neuen Vierzylinder unausgereift auf den Markt kommen. Ein Manko, das der Gamma trotz vielversprechenden Vorzügen bis heute anlastet.
Sieben Jahre sind seit der Fiat-Übernahme vergangen. Nun schreiben wir das Jahr 1976. Im März präsentiert Lancia gemeinsam mit Pininfarina die Gamma als Coupé und Berlina auf dem Genfer Salon. Für den heimischen Markt verwenden beide den 120 PS starken 2 Liter, die Exportmodelle verfügen über den 140 PS leistenden 2,5 Liter-Motor. Besonders das max. Drehmoment von beachtlichen 209 Nm bei nur 3000/min prägt den eigentlichen Charakter der Gamma-Maschine und prädestiniert sie als komfortable Reiselimousine. Es folgen 2 „Face Lifts“, die einiges verbessern, wie z.B. schwarze Armaturen, einen schöneren Kühlergrill und attraktive Felgen. Doch der große Erfolg bleib aus, sie war bei ihrem Debüt einfach zu wenig ausgereift. Mit einigen hübschen Styling-Studien versucht Pininfarina noch das Coupé-Konzept zu verkaufen. Darunter der Coupé-Kombi, genannt Olgiata oder der Megagamma, eine Giugiaro-Studie, die Maßstäbe für die spätere Van-Welle setzen sollte. 1984 stellt Lancia schließlich die Serienproduktion der Gamma ein. Insgesamt wurden von 1976 – 1984 über 15.000 Berlinas und 6789 Coupés hergestellt.
Quelle: La Lancia, Weernink