Eine kurzer Einblick in die Geschichte der Entstehung einer Firma, die seit ihrer Gründung im Jahre 1906 automobilbegeisterte Menschen fasziniert.
Vincenzo Lancia wurde am 24. August 1881 in dem kleinen Dorf Fobello nördlich von Turin, in der Nähe des Monte Rosa-Massivs geboren. Er war der jüngste von vier Kindern des Cavaliere Guiseppe Lancia. Dieser gründete eine Suppenkonservenfabrik in Turin, der Hauptstadt der italienischen Region Piemont. Seine beiden Brüder Arturo und Giovanni studierten alte Sprachen, und seine Schwester Maria wurde Dichterin. Vincenzo besuchte ein Internat im Nachbardorf Varallo. Später besuchte er die „Lagrange Techniker-Schule“ in Turin, und sein Leben konzentrierte sich auf die Hauptstadt und Umgebung.
Er entwickelte bald eine Neigung für Maschinen, besonders für die ersten Gehversuche des Automobils. Die Werkstätte eines Fahrradhändlers mit dem Namen Giovannni Ceirano in Turin faszinierte den jungen Vincenzo ganz besonders. Bald konnte er seinen Vater davon überzeugen, daß es am sinnvollsten für ihn wäre, dort als Lehrling zu beginnen. Seine mechanische Begabung verhalf ihm bald auch zu einem ausgezeichneten Ruf innerhalb eines kleinen elitären Kreises der zur damaligen Zeit raren Automobilbesitzer. Bald entwickelte sich auch eine Freundschaft zu dem Grafen Carlo Biscaretti di Ruffia, eines vielseitigen Künstlers der später, im Jahre 1911 auch das Lancia-Wappen, mit seiner senkrechten Lanze und Flagge, entwarf. („Lancia“ bedeutet in der deutschen Sprache „Lanze“)
Bis dorthin jedoch war es noch ein weiter Weg. In der Firma Ceirano war unter anderem auch der begabte Ingenieur Faccioli tätig, der sich über die Fahrräder hinaus auch für motorisierte Fortbewegungsmittel interessierte. Im Jahre 1899 entwickelte dieser seinen ersten Kraftwagen mit der Bezeichnung Welleyes 3.5 HP. Ein Konsortium von Turiner Geschäftsleuten machte daraufhin ein Angebot an Ceirano´s Firma und gründete gemeinsam mit diesem am 1. Juli 1899 mit einem Grundkapital von 800.000 Lire die Fabbrica Italiana Automobili Torino, FIAT.
Die Konstruktion des Ceirano Ingenieurs Faccioli war somit das erste Modell der jungen Firma.
Vincenzo Lancia hatte somit eine neue Chance: Er wurde Chefinspekteur bei Fiat, als Testfahrer engagiert und war mit seinen erst 19 Jahren bereits eine Schlüsselfigur bei der Entwicklung der ersten Fiat-Modelle. Für die Dauer von 7 Jahren war er auch erfolgreicher Werks-Rennfahrer für seinen Arbeitgeber. Ein weiterer Werksfahrer von Fiat, der Venezianer Claudio Fogolin versuchte ständig Vincenzo Lancia davon zu überzeugen, seine eigene Firma zu gründen. Am 29. November 1906 wurde dann dieser Schritt getan: Mit einem Startkapital von jeweils 50.000 Lire wurde die Firma Lancia & C. Fabbrica Automobili gegründet, und die Laufbahn des jungen Mannes aus dem kleinen Bergdorf Fobello als Fabrikant und Konstrukteur begann.
Seine technischen Lösungen erhoben ihn zu einem genialen Künstler auf seinem Gebiet, schon seine ersten Modelle waren echte Automobile, zum Unterschied zu den motorisierten Kutschen vieler anderer Hersteller der damaligen Zeit. Oftmals höchst originell im Design, leicht und funktionell wurden seine Produkte von Künstlern und namhaften Persönlichkeiten geschätzt und gekauft. Unter anderem waren Anthony Fokker, Tazio Nuvolari, Ernest Hemingway, um nur einige zu nennen, begeisterte „Lancisti“.
Seine Gattin Adele, – die Hochzeit fand im Jahre 1920 statt – gebar ihm drei Kinder, Giovanni, Maria und Eleonora. Ehefrau Adele integrierte sich in die Firma als führende Sekretärin ihres Mannes. Im Februar 1937, im Alter von erst 56 Jahren erlitt er einen tödlichen Herzinfarkt und wurde in einem Familiengrab in Fobello beigesetzt.
Nach dem Tod von Vincenzo übernahm 1947 der damals 24-jährige Gianni Lancia das Turiner Unternehmen. Sein Handeln in der mittlerweile über 100-jährigen Automobilgeschichte reichte zwar nur über ein paar Jahre, aber in dieser Zeit entstanden unter seiner Führung die Konstruktion der weit in die Zukunft weisenden Aurelia und der Appia. Mit seiner Begeisterung für den Motorsport legt Gianni Lancia auch den Grundstein für historische Erfolge der Marke Lancia. Die Motorsportbegeisterung Lancias ging sogar soweit, dass ein völlig neuartiges Fahrzeug für die Formel 1 entwickelt wurde: der legendäre D50. Leider dauerte dieses Vorhaben nicht lange genug an, um entsprechende Erfolge zu erlangen. Bevor Gianni Lancia 1955 die Führung an den Bauunternehmer Carlo Pesenti übergeben musste, verkaufte er sechs von den sieben gebauten D50 mit den Ersatzteilen um 1 Lire an die Scuderia Ferrari. In der folgenden Saison 1956 gewann Ferrari mit diesem Wagen die Weltmeisterschaft.
Seit dem Jahre 1969 ist die Firma im Besitz von FIAT, und sah damals einer unsicheren Zukunft entgegen. Doch wenn es gelingt, italienisches Design mit der unverkennbaren Stilsicherheit, gemeinsam mit all den technischen Innovationen, die schon immer den Reiz dieser Marke prägten, einem Kundenkreis nahezubringen der automobile Individualität zu schätzen weiß, wird auch dieses wirtschaftliche Tief überwunden werden. Kriterien wie Verarbeitungsqualität, Zuverlässigkeit, Rostprobleme, etc. sind heute längst kein Thema mehr, italienische Autos sind ihren Mitbewerbern aus anderen Ländern durchaus ebenbürtig, es gilt, viele Vorurteile zu berichtigen.
2009 stieg der Mutterkonzern FIAT bei der amerikanischen Chrysler Group ein, was 2010 zu einer Zusammenlegung von Lancia und Chrysler führte. Die neuen Produkte der FCA (Fiat Chrysler Automobiles) wurden fortan in Ländern mit Rechtslenkung unter Chrysler, in Ländern mit Linkslenkung unter Lancia vertrieben. Da beide Marken auch als eine wahrgenommen werden sollen, wurde weder technisch noch optisch unterschieden. Der Vertrieb der Marke Lancia wurde schließlich 2011 ganz aus dem gemeinsamen Vertrieb mit Fiat herausgelöst uns so trat Lancia nur mehr als europäischer Markenableger von Chrysler auf. 2014 zog sich Lancia schließlich ganz aus dem europäischen Markt zurück und übrig blieb die kleine, kompakte Lancia Ypsilon für den italienischen Heimatmarkt.
Im Oktober 2019 kündigte die PSA (Peugeot Société Anonyme) und die FCA einen möglichen Zusammenschluss an, der im Jänner 2021 auch tatsächlich erfolgte. Die aus dieser Fusion entstandene Automobilholding Stellantis kündigte im Mai 2022 den ersten Schritt einer neuen Ära von Lancia an und präsentierte einen 10 Jahresplan. Den Anfang soll 2024 ein neuer, rein elektrifizierter Lancia Ypsilon machen um Lancia wieder zu einer glaubwürdigen und respektierten Marke zu machen. Im November desselben Jahren präsentierte Stellantis im Rahmen des „Lancia Design Days“ ein neues Logo und mit dem Concept – Lancia Pu+Ra Zero auch eine klare Design – Vision.
Auf unserer Homepage werden wir versuchen, dem interessierten Betrachter weiterhin aus gut fundierten Quellen Wissenswertes über eine außergewöhnliche Automarke und den Menschen, die dahinter stehen, zu vermitteln. Besuchen Sie uns bitte weiterhin – es gibt bald wieder Neues!