„Was mich nicht umbringt, macht mich stärker“ oder „The Queen of Beta Montecarlo“
Das Erste dachte ich mir in den letzten Tagen oft, das Zweite war ich dann am Ende des Wochenendes.
Am Donnerstag, 25.05.2006 holte ich Robert mit dem Monte vom Krankenhaus ab. Ihn und samt seiner Krücken verstaute ich im Auto und dann fuhren wir nach Italien. Wohlgemerkt, ich saß hinter dem Lenkrad der „heiligen Kuh“, er daneben.
Das Ziel war Fiorano, die Ferrari Teststrecke in Maranello. Der Weg dorthin war hart für mich. Neben mir ein nervöser Mann, der Angst um sein Auto hatte (gib mehr Gas! Fahr weiter rechts! Nicht so viel Gas! Fahr nicht so weit rechts!) und um uns herum ein bockiges Fahrzeug, welches sich permanent gegen meine Schalt- Brems- und Beschleunigungsvorgänge wehrte.
Das Tagesziel war Bassano del Grappa. Als wir am Abend im Restaurant waren, konnte ich nicht einmal das gute Essen genießen, so müde war ich. Freitag hatten wir dann Zeit zu entspannen, was ich ausgiebig mit Lesen und Shoppen tat. Von Robert hörte ich stündlich denselben Satz: Wirst sehen, ich fahre am Sonntag in Fiorano. Leider ließ sich sein linkes Bein nicht weit genug biegen, um in dem winzigen Monte hinter das Lenkrad zu kommen. Das Auskuppeln wäre ja dann angeblich kein Problem mehr!!! Na ja, wer´s glaubt!!! Am Samstag saß ich wieder hinter dem Steuer und quälte mich in Richtung Maranello.
Wie kamen zu Mittag im Hotel an und somit hatte ich wieder einen Nachmittage zur Entspannung. Beim Abendessen war allen klar wer am Sonntag den Gleichmäßigkeitsbewerb fahren würde. Er hoffte im Stillen noch immer, doch selber fahren zu können. Ich dachte mir ca. zum 500ten Mal „Was mich nicht umbringt macht mich stärker“ Trotzdem flatterten meine Nerven.
Sonntagmorgen: 22 Montes, 4 Rally037, 1 Montecarlo Turbo, etliche Integrale, Fulvias usw. Insgesamt 46 Fahrzeuge samt Fahrer und Beifahrer stellten sich der Aufgabe, eine Strecke von 2,5 km, welche in 5 Sektoren geteilt ist, 3 mal zu durchfahren. Die Schwierigkeit bestand darin, dass man für jeden Sektor nur eine bestimmte Zeit benötigen darf. So war z.B. im ersten Lauf für jeden Sektor eine Zeit von 36 Sekunden vorgesehen.
Danach wurde es schwieriger, denn dann wechselten die Zeiten (36 Sek, 39 Sek, 41 Sek,…) Vor dem Start sah ich mir die „Gegner“ an. Da gab es ein Equipment…..!!!! Sagenhaft. Im Gegensatz zu den anderen hatten wir nicht mal eine Stoppuhr. Robert musste mit einer normalen Uhr mit Sekundenzeiger hantieren. Eigentlich war es gar nicht so schlecht, dass ich fahren konnte, das war wesentlich angenehmer, als gleichzeitig auf die Uhr zu sehen, zu rechnen und Anweisungen zu geben. Unsere Gespräche während der drei Durchgänge erspare ich Euch lieber…
Na ja, am Ende war bald klar: Ich war nicht die Letzte, sondern belegte den 25. Rang von 46 Teilnehmern. Aber ich war die einzige Frau und sogar die Streckenposten lächelten mir zu und hielten die Daumen in die Höhe. Übrigens war mein Pokal größer als der des Tagessiegers. Alle gratulierten mir ,und ich platzte fast vor Stolz. Am Ende kam ein älterer Herr zu mir, verabschiedete sich und sagte zuerst auf italienisch: „La Donna Beta Montecarlo“, umarmte mich und fügte dann noch in Englisch dazu: „You are the Queen of Beta Montecarlo!“ Er war einer jener Konstrukteure, die damals dieses Auto erschaffen haben und heute mit Tränen in den Augen die wenigen übrig gebliebenen Fahrzeuge ansehen.
Sehr beschwingt und gar nicht müde fuhr ich von Maranello in Richtung Heimat. Ich dachte: Es sind nur mehr ca. 700km zwischen mir und meinem Bett. Komischerweise gehorchte mir das Auto plötzlich wesentlich besser. Ich musste dann auch gar nicht bis nach Hause fahren, denn schlussendlich ließ sich Roberts Knie dann doch soweit biegen, dass er hinters Steuer kam und ab San Daniele die ganze Strecke bis nach Hause selbst fahren konnte. Irgendwie tat er mir leid….
Als wir um 2.30 Uhr dann endlich im Bett waren, er mit Eisbeuteln am Knie, ich mit einer entspannten und zufriedenen Müdigkeit, dacht ich vor dem Einschlafen noch einmal: „Es hat mich nicht umgebracht sondern stärker gemacht und nun bin ich „The Queen of Beta Montecarlo“…..